Von der Fotokampagne zur Publikation


Forschung war in den früheren Jahren der Kunstgeschichte nicht selten mit einer grundlegenden Erschließung von Kunstwerken verbunden. Hiervon zeugen unter anderem die Aktivitäten Georg Weises, der seine Reisen nach Spanien nicht allein dazu nutzte, die Werke vor Ort zu studieren, sondern sie fotografisch zu dokumentieren und über Publikationen der Forschung zugänglich zu machen.

„Nur durch eine umfassende inventarisatorische Tätigkeit, bei der einzelne Gegenden fast Ort für Ort abgesucht worden sind und die hoffen lässt, daß nichts wichtiges unberücksichtigt geblieben ist, konnten neue und festere Grundlagen gewonnen werden […]."

Weise im Vorwort zu Spanische Plastik aus sieben Jahrhunderten, Band III,1

Insbesondere Weises Bände zur spanischen Plastik wurden in Rezensionen immer wieder für ihre zahlreichen und hochwertigen Abbildungen gelobt und galten lange als Grundlagenwerke. Die im Archiv Weise erhaltenen Materialien machen den Weg von der Fotokampagne zur Publikation nachvollziehbar: Für die Aufnahmen wurden keine Mühen gescheut, die Mitarbeiter Weises nutzten Gerüste und hohe Stative, um sich den zu fotografierenden Werken so optimal wie möglich anzunähern. Hinter frei im Raum stehende Skulpturen wurde zuweilen ein dunkler Stoff gespannt, um die Formensprache der Figur besonders gut sichtbar zu machen. Sofern entsprechende Aufnahmen möglich waren, wurden die Plastiken in mehreren Ansichten fotografiert – Weise war sich der Schwierigkeit Skulptur abzubilden offenbar bewusst. Für die Archivierung in Ordnern nach Orten wurden die Aufnahmen auf Pappen aufgebracht: Auf eine einheitliche Größe zugeschnitten, spielte die unterschiedliche Größe der Abzüge keine Rolle mehr, zudem bot der Träger Platz für Notizen, Inventarnummern und Markierungen für den weiteren Gebrauch. Die für Publikationen ausgewählten Aufnahmen wurden dann im Ausschnitt optimiert, das heißt Weise zeichnete auf den auf Pappen geklebten Abzügen den gewünschten Ausschnitt ein und sandte sie dann an den Verlag. So gedruckt erschienen die Aufnahmen später in den Bänden zur spanischen Plastik, die Pappen mit Notizen und Anzeichnungen wanderten in Weises Bildarchiv. Hier finden sich auch die Aufnahmen, die Weise seinem Mitarbeiter und Fotografen Hannshubert Mahn für dessen Habilitation Kathedralplastik in Spanien. Die monumentale Figuralskulptur in Kastilien, Leon und Navarra von etwa 1230 bis 1430 überließ.

Fotograf auf Gerüst Bis ins Detail. Ein Fotograf (vermutlich Hannshubert Mahn) auf einem beweglichen Holzgerüst beim Aufnehmen von Kapitellen. | Fotografie, circa Ende der 1920er Jahre, Archiv Weise
Burgos Schmerzensmann Vom Foto zur Bildtafel. Die Abzüge einer Aufnahme des Schmerzensmanns aus der Kathedrale von Burgos veranschaulichen einzelne Bearbeitungsschritte. | Archiv Weise
Weise_Span_Plastik_Bd_III_1_Taf_224_u_225 Ansichtssache. Der Schmerzensmann aus der Kathedrale von Burgos wurde aus zwei Blickwinkeln aufgenommen und gedruckt. | G. Weise: Spanische Plastik, 1929, Bd. 3.1, Tafel 224–225
Skulptur mit Anzeichnungen Anzeichnen für den Abdruck. Den angezeichneten Bildausschnitt verwendete Hannshubert Mahn in der Publikation seiner Habilitationsschrift „Kathedralplastik in Spanien“. | Archiv Weise