Geschichte des Instituts


Mit der Berufung von Konrad Lange im Jahr 1894 richtete die Universität Tübingen nicht nur einen Lehrstuhl für Kunstgeschichte ein, sondern gründete zugleich ein eigenes Kunsthistorisches Institut. Zu Beginn wurden dem Institut „zwei größere und zwei kleinere Zimmer“ in der Alten Burse für die noch „zu gründend[en] kunstgeschichtlichen Sammlungen“, „den kunstgeschichtlichen Apparat und Unterricht“ überlassen. Lange stand vor der Herausforderung, Kunstgeschichte als historisch-kritische Disziplin in Tübingen zu etablieren und Voraussetzungen für eine zeitgemäße Lehre zu schaffen. Er begann mit dem Aufbau einer Fachbibliothek, richtete eine Lehrsammlung an Druckgraphiken und Fotoreproduktionen ein und bemühte sich nach 1900 intensiv um den Erwerb von Apparaten zur Projektion von Lichtbildern. In seiner Zeit als Ordinarius leitete Lange das Institut weitgehend alleine; erst 1914 wurde er von Georg Weise als Privatdozent unterstützt. Nach dem Tod Langes im Jahr 1921 wurde Weise dessen Nachfolger, und das Institut begann allmählich auch personell zu wachsen. Gleichwohl bestand es noch bis 1941 im Kern aus Weise selbst, seiner Assistentin Gertrud Otto und dem Privatdozenten Hannshubert Mahn; erst danach kamen mit Wilhelm Boeck, Georg Scheja und Willy Drost weitere Mitglieder hinzu. Als Ordinarius folgte 1954 Hubert Schrade, der nach dem 2. Weltkrieg keine universitäre Anstellung gefunden hatte, nun aber trotz seiner nationalsozialistischen Vergangenheit die Leitung des Tübinger Instituts übertragen bekam.

Nach der Berufung von Günter Bandmann 1965 wuchs das Institut weiter an; es wurde durch den ersten Kustos der Graphischen Sammlung Donat de Chapeaurouge, den Honorarprofessor Werner Fleischhauer und den wissenschaftlichen Assistenten Konrad Hoffmann verstärkt. Letzterer war von 1974 bis 2002 selbst Lehrstuhlinhaber in Tübingen. In den 1960er und 70er Jahren begannen sich sowohl die Strukturen am Institut als auch die Lehre zu verändern: Es gab phasenweise bis zu vier ordentliche Professuren, das Studium der Kunstgeschichte wurde reformiert, die Studierendenzahlen nahmen zu und das Institut kehrte nach knapp 70 Jahren in der Alten Aula an seinen ursprünglichen Ort zurück. Bis zu Beginn der 1990er Jahre lehrten hier neben Hoffmann auch Klaus Schwager, Hans Ost, Jürgen Paul und Carsten-Peter Warncke sowie zahlreiche Assistentinnen und Assistenten, unter ihnen Georg Satzinger, Stefan Kummer und Monika Wagner. Mitte der 1990er Jahre sortierte sich das Institut personell neu: 1994 wurden mit Elisabeth Kieven und Annegret Jürgens-Kirchhoff die ersten Professorinnen berufen; ein Jahr später ergänzte Peter Klein das Kollegium. In den 2000er Jahren traten Sergiusz Michalski, Barbara Lange und Ernst Seidl ihr Amt an; 2011 richtete man erstmals auch Juniorprofessuren am Institut ein, auf die Markus Thome und Anna Pawlak berufen wurden. Die Graphische Sammlung wird bereits seit 1987 von Anette Michels kustodisch betreut.

Konrad Lange Konrad Lange war der erste Ordinarius für Kunstgeschichte in Tübingen. | Universitätsbibliothek Tübingen